Frau Timea Folyi von der Universität des Saarlandes ist die nächste Nominierte für den Michael-Schuhen-Preis, die wir in dieser Reihe vorstellen.
Gemeinsam mit Annika Kölsch und Dirk Wentura untersucht sie in ihrer Studie „Unbemerkt zu teureren Anbietern geschubst?“ die Wirkung von Voreinstellungen (Defaults) auf Anbieterentscheidungen – also jenen kleinen „Nudges“, die uns subtil in eine Richtung lenken, weil sie bestimmte Optionen schon als Standardauswahl anbieten.
Ihre Ergebnisse zeigen:
Nicht die bloße Existenz oder Höhe der Voreinstellung bestimmt, ob sich Menschen für Anbieter mit teuren Defaults entscheiden – sondern ob sie die Vorauswahl überhaupt bemerken.
👉 Wenn hohe Defaults unbemerkt bleiben, profitieren teurere Anbieter.
👉 Wird die Vorauswahl dagegen erkannt, kann Skepsis entstehen – und Konsument:innen entscheiden sich eher für Anbieter mit günstigen Defaults.
âś…Â Kernpunkte der Studie:
• Online-Experiment mit 281 Teilnehmenden
• Vergleich zweier Versicherungsanbieter mit unterschiedlichen Default-Höhen
• 62 % der Teilnehmenden bemerkten die Vorauswahl bewusst
• Wahrnehmung der Defaults veränderte den Effekt auf die Anbieterwahl signifikant
🤔 Was bedeutet das für die Praxis?
Nudges sind wirkungsvoll – aber ihr Effekt kann davon abhängen, ob sie transparent sind. Für den Verbraucherschutz heißt das: Gerade unbemerkte Voreinstellungen können Entscheidungen im Sinne teurerer Anbieter beeinflussen. Wir schlagen vor, dass Transparenz damit zur Voraussetzung fairen „Choice Architectures“ werden sollte.
